19. Januar 2019 / Allgemeines

Ein historisches Datum: Am 19. Januar 1919

Am 19. Januar 1919 durften Frauen in Deutschland zum ersten Mal wählen gehen

Gütersloh. Zur Erinnerung an 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland hat die Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsstellen im Kreis Gütersloh die Graffitipostkarte ‚The future is female‘ herausgegeben. Nach jahrzehntelangem Kampf wurde am 12. November 1918 das allgemeine aktive und passive Wahlrecht für Frauen in der Weimarer Verfassung gesetzlich verankert und trat unmittelbar nach Kriegsende in Kraft. „Wir erinnern damit an diesen so wichtigen Meilenstein in der Gleichstellung von Frauen und Männer“, erklärt Ellen Wendt, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Gütersloh.

Auf der Vorderseite der Postkarte ist ein Graffitikunstwerk zu sehen, das die Gleichstellungsstelle der Stadt Gütersloh Anfang des vergangenen Jahres gemeinsam mit den Künstlern Lisa Prizebilla und David Brinktriene an der Weberei Gütersloh entstehen ließ. Interessierte konnten damals live miterleben, wie das ausdrucksvolle Bild zum Jubiläum des Frauenwahlrechtes an die Wand gesprüht wurde. „Diese Graffiti-Aktion war ein Statement für jene Frauen, die seit 100 Jahren für das Frauenwahlrecht kämpften, erläutert Inge Trame, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gütersloh.

Da das Kunstwerk eine begrenzte Haltbarkeit hat, liegt es jetzt auch als gedruckte Postkarte vor und erinnert weiterhin an die historischen Daten der Frauenbewegung: Am 19. Januar 1919 konnten Frauen zum ersten Mal nicht nur wählen, sondern auch selbst für ein politisches Mandat kandidieren. Somit war es erstmals möglich, sich am politischen Geschehen zu beteiligen. Die Wahlbeteiligung der weiblichen Bevölkerung war enorm: 82 Prozent der wahlberechtigten Frauen gingen damals wählen. Von den insgesamt 423 gewählten Delegierten zogen 37, also 9,6 Prozent weibliche Abgeordnete in das Parlament ein.

Heutzutage sind Frauen, obwohl sie die Hälfte der Wahlberechtigten ausmachen, in politischen Gremien und Ämtern immer noch unterrepräsentiert. „In den Räten und im Kreistag im Kreis Gütersloh liegt der Frauenanteil zwischen 18 und 42 Prozent − nach 100 Jahren Frauenwahlrecht − ein teilweise durchaus ernüchterndes Bild“, resümiert Ellen Wendt und fragt sich, woran das liegt und welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, damit eine politische Partizipation von Frauen gelingt. Wendt ergänzt: „Wir müssen uns den Herausforderungen in den nächsten Jahren stellen, zum Beispiel mir mehr Mentoring-Programmen, der Ermutigung von Frauen und einem politischen Kulturwandel.“

Mit der Graffitipostkarte erinnern die Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Gütersloh nicht nur an dieses wichtige Datum in der Geschichte der Gleichberechtigung, sondern sie richten auch den Blick auf die Gegenwart und stellen fest, dass Frauen und Männer nach wie vor nicht in allen Bereichen gleichberechtigt sind.

Die Graffitipostkarten sind bei den Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Gütersloh erhältlich. Infos gibt es auch auf www.pia-online.eu.

Fakten zur Gleichstellung

Politik: Nur jeder vierte Platz in den Gemeinde- und Stadträten sowie Kreistagen ist von einer Frau besetzt. Von 437 Verwaltungsspitzen (Stand 2017) sind 11,4 Prozent mit Frauen besetzt. Nur 8,2 Prozent der OberbürgermeisterInnen deutscher Großstädte sind weiblich, etwa halb so viele wie noch vor einigen Jahren. Im Kreistag Gütersloh sind 40 Prozent (24) Frauen.

Führungspositionen: Nur jede vierte Führungskraft der obersten Ebene in der privaten Wirtschaft ist eine Frau.

Verdienstlücke/ Gender Pay Gap: Im Jahr 2018 war der Bruttostundenlohn von Frauen in Deutschland im Schnitt 21 Prozent oder gut ein Fünftel geringer als der der Männer.

Taschengeld-Lücke: Jungen der vierten Klasse bekommen pro Monat durchschnittlich 16,25 Euro Taschengeld, Mädchen nur 11,94 Euro. Somit erhalten Mädchen 26,5 Prozent oder ein gutes Viertel weniger Taschengeld als Jungen.

Rentenlücke / Gender Pension Gap: Frauen erhalten 53 Prozent weniger eigene Alterssicherungsleistungen als Männer.

Sorgearbeitslücke / Gender Care Gap:  Frauen verwenden täglich gut anderthalbmal so viel Zeit als Männer für unbezahlte Sorgearbeit auf. Frauen leisten 60,4 Prozent, Männer 39,6 Prozent  an (unbezahlter) Sorge- und Familienarbeit.

Gewalt: Jede vierte Frau in Deutschland wird Opfer von körperlicher und/oder sexueller Gewalt durch den Partner oder Ex-Partner. 2016 geschah dies in polizeilich erfassten 109.000 Fällen. Folgekosten von Gewalt gegen Frauen sind jährlich mindestens 3,8 Milliarden Euro. 

Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (https://www.frauenbeauftragte.org/postkarten-faktencheck)

Bildzeile: Jutta Duffe, Eva Sperner, Monika Edler-Rustige, Sabine Heethey, Barbara Fleiter, Ellen Wendt, Bettina Ruks, Ulrike Brunneke, Inge Trame, Susanne Fischer und Andrea Buhl (v. l.) von der Arbeitsgemeinschaft kommunaler Gleichstellungsstellen im Kreis Gütersloh stellen zum ersten Wahltag für Frauen am 19. Januar 1919 die Graffitipostkarte ‚The future is female‘ vor. Foto: Kreis Gütersloh 

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