25. Februar 2022 / Aus aller Welt

Angeklagte sprechen im Prozess um Gardasee-Unfall

Seit dem 11. November 2021 wird im Fall der beiden Deutschen verhandelt, die für den Tod eines italienischen Pärchens nachts auf dem Gardasee verantwortlich sein sollen. Nun schildern sie ihre Version.

Italienische Forensiker begutachten den Schaden an einem der an dem Unfall beteiligten Boote. In Brsecia ist der Prozess gegen zwei Männer aus München fortgesetzt worden.
von dpa

Im Prozess um den tödlichen Bootsunfall auf dem Gardasee in Italien haben die beiden Angeklagten ihre Aussagen abgegeben und sich entschuldigt.

In der Nacht des 19. Juni waren sie auf dem See in Norditalien in Richtung Salò am Westufer gefahren. «Ich habe aus heiterem Himmel ein Geräusch gehört, ein kurzes, aber sehr gut hörbares Geräusch, und gleichzeitig eine Vibration in den Füßen gespürt», sagte der Bootslenker am Freitag im Palazzo di Giustizia der norditalienischen Stadt Brescia. Sie hätten angenommen, ein Stück Treibholz getroffen zu haben.

Ihr Riva-Motorboot war jedoch mit dem Holzboot eines italienischen Pärchens kollidiert. Der 37-jährige Umberto Garzarella und seine Freundin Greta Nedrotti (25) verloren dabei ihr Leben. «Dieser kurze Aufprall war so schwach, dass ich im Leben nicht davon ausgehen konnte, dass wir etwas Großes wie ein Boot getroffen hatten», erklärte der angeklagte Münchner weiter. Der Bootsbesitzer war in der Nacht müde und hatte seinen Bekannten gebeten, das Boot zu steuern, wie er am Freitag schilderte.

«Entschuldigungen brauchen wir nicht»

«Ich habe diesen Unfall nicht als solchen bemerkt. Es tut mir unglaublich leid», sagte der Bootsführer. Der Bootsbesitzer – ebenfalls aus München - erklärte zu Beginn seiner Befragung: «Auch wenn ich nicht wach war, als der Unfall passierte, möchte ich mich entschuldigen für das, was da passiert ist. Verzeihung», sagte er, die anwesenden Eltern anblickend. «Die Entschuldigungen brauchen wir nicht», sagte Nedrottis Mutter nach der Verhandlung. 

Die Bayern müssen sich wegen fahrlässiger Tötung und unterlassener Hilfeleistung verantworten. Schon am Tag nach dem Unfall tauchten die Carabinieri im Hotelzimmer der beiden Münchner auf. Die beiden reisten später zunächst nach Hause. Als sich der Verdacht gegen den Bootslenker erhärtete, wollte ihn die italienische Polizei per europäischem Haftbefehl wieder ins Land holen. Der Verdächtige kam dem allerdings zuvor und stellte sich in einer Nacht- und Nebelaktion an der italienischen Grenze im Örtchen Brenner. Später kam er in Hausarrest.

Reichlich Alkohol vor dem Unfall?

Zuletzt sagten Sachverständige der Anklage und der Verteidigung aus - mit unterschiedlichen Ansichten vor allem dahingehend, wie schnell die beiden mit ihrem Luxus-Boot unterwegs waren. Augenzeugen erklärten in dem Prozess, die beiden Bayern hätten vor dem Crash am Nachmittag reichlich Alkohol getrunken.

Besondere Aufmerksamkeit richtete sich auf die angebliche Bestellung einer Flasche Wodka. Der Bootslenker sagte dazu aus, sie hätten die Flasche nie bestellt. Der Kellner habe sie ihnen auf den Tisch gestellt und etwas davon in ihr Sorbet gegeben. Das sei in diesem Lokal ein «Markenzeichen». 

Ein Restaurantmitarbeiter berichtete, dass der Bootslenker aus dem Mund blutete. Der Angeklagte stellte am Freitag klar, das sei Magensäure gewesen, die er ausspuckte. Im Internet kursierte im vergangenen Jahr zudem ein Überwachungsvideo, auf dem zu sehen ist, wie der Mann beim Anlegen im Hafen rücklings in den See plumpst. Das sei aber nicht passiert, weil er betrunken war, sondern durch den Stoß beim Anlegen. Für den 2. März ist eine weitere Verhandlung angesetzt.


Bildnachweis: © Gabriele Strada/AP/dpa
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