19. Oktober 2021 / Aus aller Welt

Axel Springer schließt Kauf von US-Mediengruppe Politico ab

Der Medienkonzern Axel Springer hat die größte Unternehmensübernahme der Firmengeschichte abgeschlossen. Die Behörden haben dem Deal zugestimmt.

Das Axel-Springer-Hochhaus in Berlin.
von Anna Ringle, dpa

Der Medienkonzern Axel Springer hat den Kauf der US-Mediengruppe Politico und damit die größte Unternehmensübernahme der Firmengeschichte endgültig unter Dach und Fach gebracht.

Springer teilte in Berlin mit: «Die Transaktion wurde nach Erhalt aller erforderlichen behördlichen Genehmigungen und gemäß den Bedingungen der bereits am 26. August 2021 angekündigten Vereinbarung erfolgreich abgeschlossen.»

Das Berliner Medienhaus, das in Deutschland die journalistischen Marken «Bild» und «Welt» im Portfolio hat, will in seinen digitalen Geschäften stärker wachsen. Ein Kaufpreis für Politico war nicht genannt worden. Springer sieht in den USA einen Wachstumsmarkt. Der Konzern ist nun zu 100 Prozent Eigentümer der US-Mediengruppe.

Politikthemen in Newsletter-Form

Springer kaufte das Unternehmen von Politico-Gründer Robert Allbritton. Flaggschiff ist die gleichnamige digitale journalistische Marke Politico, die vor allem über Politikthemen in Newsletter-Form berichtet. Das Unternehmen Politico gibt es seit 2007, derzeit sind rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Nordamerika dafür tätig, davon mehr als die Hälfte im Redaktionellen.

Der Medienkonzern Axel Springer war 2019 eine strategische Partnerschaft mit dem US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) eingegangen und zog sich dazu auch 2020 von der Börse zurück. Das soll das Wachstum beschleunigen.

In den USA gehören Springer bereits die Nachrichtenmarken Insider und Morning Brew. Mit der jetzt erfolgten Transaktion hat Springer nun auch alle Anteile an dem Unternehmen Politico Europe in Brüssel im Portfolio. Bereits seit 2014 betrieben Springer und Politico das Gemeinschaftsunternehmen, an dem sie bislang zu je 50 Prozent beteiligt waren. Politico Europe beschäftigt rund 200 Mitarbeiter. Teil des Deals ist außerdem die auf den Technologiesektor spezialisierte News-Webseite Protocol, die eine Schwesterpublikation von Politico ist und 2020 gegründet wurde.

Springer-Chef Mathias Döpfner sagte: «Wir haben immer fest daran geglaubt, dass es erfolgreiche Geschäftsmodelle für digitalen Journalismus geben kann.» Politico sei ein Paradebeispiel. «Das starke Wachstum und die hohe Profitabilität bei gleichzeitig diversifizierter Umsatzbasis belegen den Erfolg des Unternehmens. Wir werden gemeinsam daran arbeiten, das Wachstumspotenzial von Politico weiter zu steigern und das Angebot international auszubauen.»

Boulevardmarke «Bild» im Fokus

Der Abschluss des Deals wurde bekannt, kurz nachdem Springer in den USA wegen seiner deutschen Boulevardmarke «Bild» in den Fokus geraten war. Die «New York Times» hatte am Sonntag einen langen Artikel veröffentlicht, in dem es um den Medienkonzern, die Unternehmenskultur und «Bild»-Chefredakteur Julian Reichelt ging. Der Artikel greift auch frühere Vorwürfe gegen Reichelt auf.

Es gab weitere Medienberichte, eine wichtige Rolle spielten dabei auch die Recherchen eines Investigativ-Teams der Mediengruppe Ippen, die das Medienhaus zunächst selbst nicht veröffentlicht hatte.

Zwischenzeitlich erschienen einige Rechercheergebnisse des Ippen-Investigativteams in einem Online-Bericht des «Spiegel». Hintergrund ist, dass die Ippen-Mediengruppe sich auf Einwirken des Verlegers Dirk Ippen gegen die Erstveröffentlichung entschied. Das hatte große Kritik intern und extern hervorgerufen.

Am Dienstag prüfte die Mediengruppe nun eine Veröffentlichung von weiteren Ergebnissen der Recherche. Ippen.Media-Gesamt-Chefredakteur Markus Knall sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Wir haben nach einer intensiven Diskussion im Hause den Punkt erreicht, dass wir als Redaktion in die Veröffentlichung gehen könnten. Wir prüfen aktuell, welche Aspekte der Geschichte noch veröffentlichbar sind und wie die Quellenlage ist. Das heißt: Ob, wann und in welchem Umfang die Geschichte rausgeht, entscheiden wir rein redaktionell.»

Bereits am Montag teilte Springer mit, dass Reichelt von seinen Aufgaben entbunden wurde. Das Unternehmen begründete das Ende der Zusammenarbeit mit dem 41-Jährigen an der Spitze so: «Als Folge von Presserecherchen hatte das Unternehmen in den letzten Tagen neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt gewonnen. Diesen Informationen ist das Unternehmen nachgegangen. Dabei hat der Vorstand erfahren, dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt hat.»

Internes Verfahren

Im Frühjahr hatte der Konzern das interne Verfahren angestoßen. Nach Springer-Angaben standen im Kern der Untersuchung die Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen sowie Drogenkonsum am Arbeitsplatz. Der Konzern prüfte Vorwürfe und kam zu dem Ergebnis, dass Reichelt seinen Posten behalten sollte. Es war eine zweite Chance. Nach einer befristeten Freistellung kehrte er in den Job zurück.

Aufsehen erregte in Deutschland auch ein Zitat in der «New York Times» aus einer älteren privaten Kurznachricht von Döpfner. Demnach hatte er Reichelt als letzten und einzigen Journalisten in Deutschland bezeichnet, der noch mutig gegen den «neuen DDR-Obrigkeitsstaat» aufbegehre.

Springer teilte auf Anfrage mit, Döpfner halte die Bundesrepublik «selbstverständlich nicht für vergleichbar mit der DDR. Das wäre komplett absurd und sollte für jeden offenkundig sein, der den publizistischen Äußerungen von Döpfner folgt». Zudem gebe es «in privaten Dialogen Mittel der Ironie und bewussten Übertreibung». Ohne Kontext sei eine Bewertung des gemeinten Sinns überhaupt nicht möglich. «Und drittens – und das ist ein Grundsatzthema – sollten private, bilateral ausgetauschte Nachrichten anders als z.B. öffentliche Tweets keinesfalls als quasi-öffentliche Statements interpretiert werden, für die sich der Absender rechtfertigen muss.»


Bildnachweis: © Christoph Soeder/dpa
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