2. März 2023 / Aus aller Welt

Bußgeldbescheide wegen «Handy-Blitzers» bleiben gültig

Künstliche Intelligenz kann erkennen, wer am Lenkrad ein Handy nutzt. Der «Handy-Blitzer» ist so neu, dass es in Deutschland noch keine Rechtsgrundlage dafür gibt. Nun gab es ein erstes Urteil dazu.

Eine Monocam zur Aufzeichnung von Handysündern am Steuer steht auf einer Brücke über der A602 bei Kenn in Rheinland-Pfalz.
von dpa

Die ersten Bußgeldbescheide nach dem Einsatz eines neuartigen «Handy-Blitzers» in Deutschland bleiben zumindest vorerst gültig. Das Amtsgericht Trier wies am Donnerstag Einsprüche von drei Autofahrern gegen Bußgeldbescheide wegen Nutzung eines Mobiltelefons am Lenkrad zurück. Zwar stellte das Gericht fest, dass es keine Rechtsgrundlage für den Einsatz des neuen Geräts gegeben habe. Dennoch dürften die vorgelegten Beweise für unerlaubte Handy-Nutzung am Steuer vom Gericht verwertet werden.

Rheinland-Pfalz hatte als erstes Bundesland den «Handy-Blitzer» seit Juni 20222 jeweils drei Monate lang zunächst in Trier und dann in Mainz getestet. Das in den Niederlanden entwickelte System sieht einem normalen Tempo-Blitzer ähnlich, funktioniert aber anders. Von einer Autobahnbrücke aus werden zunächst alle vorbeifahrenden Fahrzeuge per Video aufgenommen. Gespeichert werden die Bilder aber erst, wenn die Auswertungssoftware ein Handy und eine typische Handhaltung für Handynutzung beim Fahrer oder der Fahrerin erkannte.

Beschwerde angekündigt

Der Verkehrsrechtler Jürgen Verheul, der zwei Betroffene vertrat, kündigte nach dem Urteil eine Beschwerde beim Oberlandesgericht Koblenz an. «Das ist eine Ermessensfrage, aber ich finde das nicht konsequent», sagte er. Das rheinland-pfälzische Innenministerium hatte vor dem Urteil erklärt, für eine dauerhafte Nutzung sei zweifellos eine «spezifische Rechtsgrundlage» nötig. Für den Pilotversuch könne man jedoch auf eine Generalklausel im Polizei- und Ordnungsbehördengesetz des Landes zur Gefahrenabwehr zurückgreifen.

Dies sah der Trierer Amtsrichter David Geisen-Krischel anders: «Der Einsatz kann nicht auf die Generalklausel gestützt werden», sagte er. Es gebe «keine ausreichende gesetzliche Grundlage für die Maßnahme». Auch bei einem Pilotprojekt könne nicht auf eine Ermächtigungsgrundlage verzichtet werden, zumal schon in der Versuchsphase Bußgeldbescheide ergangen seien.

Trotz fehlender Rechtsnorm dürften die gesammelten Beweise dennoch verwertet werden, weil die rechtliche «Eingriffsintensität» nicht so hoch sei, sagte er. Es gebe vielmehr ein erhebliches öffentliches Interesse an der Sanktionierung der Handy-Nutzung am Lenkrad.  

Wie viele Bußgeldbescheide im Laufe des sechsmonatigen Einsatzes des «Handy-Blitzers» ausgestellt wurden, wollte das Ministerium trotz mehrfacher Anfrage nicht mitteilten. Das Innenministerium werde eine Bilanz zum Pilotprojekt präsentieren, hieß es lediglich.


Bildnachweis: © Harald Tittel/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Nicht nur etwas für Naschhasen: Der Cheesy Carrot Cake
Rezepte

LIFEWERK aus Harsewinkel präsentiert euch einfaches und leckeres Rezept!

weiterlesen...
Einblicke in die sanierte Johanneskapelle
Stadt Rietberg

Stundenweise Öffnung am Sonntag, 27. April Rietberg. Mehr als zwei Jahre hat die Generalüberholung gedauert, jetzt ist...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Zwei Schwerverletzte - Rasche Entwarnung nach Autounfall
Aus aller Welt

Die Polizei ist im Landkreis Esslingen im Einsatz. Hier sind zwei Fußgänger von einem Auto erfasst worden. Eine Gefahr für andere schließt die Polizei aus.

weiterlesen...
Combs soll damalige Freundin mit Sex-Videos erpresst haben
Aus aller Welt

Immer wieder musste die ehemalige Partnerin von Rapper Sean «Diddy» Combs auf seinen Willen hin mit anderen Männern schlafen, sagt sie vor Gericht. Mit den Aufnahmen soll er dann gedroht haben.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Zwei Schwerverletzte - Rasche Entwarnung nach Autounfall
Aus aller Welt

Die Polizei ist im Landkreis Esslingen im Einsatz. Hier sind zwei Fußgänger von einem Auto erfasst worden. Eine Gefahr für andere schließt die Polizei aus.

weiterlesen...
Combs soll damalige Freundin mit Sex-Videos erpresst haben
Aus aller Welt

Immer wieder musste die ehemalige Partnerin von Rapper Sean «Diddy» Combs auf seinen Willen hin mit anderen Männern schlafen, sagt sie vor Gericht. Mit den Aufnahmen soll er dann gedroht haben.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner