13. Juni 2022 / Aus aller Welt

Klimawandel bedroht Lebensräume von Zugvögeln

Alle drei Jahre werden Zugvögel entlang ihrer ostatlantischen Zugstrecke gezählt. Das gibt auch Aufschluss über Einflüsse auf ihre Lebensräume. Mit Sorge blicken Forscher dabei auf den Klimawandel.

Sandregenpfeifer, Alpenstrandläufer und andere Zugvögel fliegen über das Wattenmeer der Nordseebucht Jadebusen.
von dpa

Folgen des sich ändernden Weltklimas bedrohen einer Studie zufolge die Lebensräume mancher Zugvögel entlang ihrer ostatlantischen Zugrouten.

In Nordwesteuropa werde der steigende Meeresspiegel bereits zu den Hauptbelastungen gezählt, teilte das Gemeinsame Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven kürzlich anlässlich der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts mit. Das Wattenmeer vor den Küsten Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande gilt als Drehscheibe des ostatlantischen Vogelzuge. In dem von der Unesco ausgezeichneten Feuchtgebiet fressen sich Millionen Vögel Nahrungsreserven für ihren Weiterflug zwischen Afrika und der Arktis an.

Einfluss auf die Küstengebiete

Der Klimawandel habe auf die meisten Küstengebiete Einfluss, sagte Kristine Meise, Programmleiterin Zugweg und Biodiversität des Wattenmeersekretariats. Im Wattenmeer etwa würden neben dem Meeresspiegelanstieg zunehmend extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Stürme den Vögeln bei der Rast und Brut zusetzen. Auch im Hauptüberwinterungsgebiet vor Westafrika seien die Folgen des Klimawandels etwa durch Erosion an den Küsten für Zugvögel bereits zu spüren, sagte Meise. Andere Faktoren wie Überfischung, Schiffsverkehr und Holzeinschlag haben der Studie zufolge dort aber noch größeren Einfluss.

Die Einschätzungen zu den Lebensraumbelastungen sind Teil des Ende April veröffentlichten Untersuchungsberichts. Bei dem Projekt werden seit 2014 alle drei Jahre Zugvogelpopulationen entlang des ostatlantischen Vogelzuges gleichzeitig gezählt. An der letzten Zählung 2020, deren Ergebnisse nun vorliegen, waren mehr als 13.000 Menschen in 36 Ländern beteiligt.

Regelmäßige Zählungen wichtig

Solche regelmäßigen Zählungen seien wichtig, um Veränderungen in den Populationen frühzeitig zu erkennen, sagte Meise. «Die Schwierigkeit besteht darin, dass ein Zugvogel in der Regel nicht an einem Ort bleibt - und manchmal ändert er auch seine Flugroute. So kann es sein, dass die Anzahl der Vögel einer bestimmten Art im Wattenmeer sinkt, global gesehen der Bestand aber stabil bleibt oder sogar steigt.» Um den globalen Bestand zu messen, müssten daher alle Orte, an denen die Vögel vorkommen können, gleichzeitig erfasst werden.

Die letzte Zählung ergab, dass 2020 im Vergleich zu Beobachtungsdaten, die mehrere Jahrzehnte zurückliegen, bei der Hälfte der insgesamt 83 beobachteten Zugvogelpopulationen die Bestände zunahmen. 16 Prozent der Populationen waren stabil, bei 30 Prozent verzeichneten die Forschenden eine Abnahme - etwa bei Watvögeln, die in der sibirischen Arktiks brüten.

Eine mögliche Erklärung dafür seien sich ändernde klimatische Bedingungen, sagte Meise. «Die Zugvögel haben sich über Jahrtausende an bestimmte Zeiten angepasst.» Durch den Klimawandel beginne der Frühling und damit die Schneeschmelze und der Schlupf von Insekten in der Arktis aber früher. Für die Brut und Aufzucht von Jungvögeln ergäben sich dadurch schlechtere Bedingungen, erklärte Meise. Dies könne einen Rückgang beim Bruterfolg erklären.

Gefahr für Zugvögel im Wattenmeer

Der Leiter des Wattenmeerbüros der Umweltschutzorganisation WWF, Hans-Ulrich Rösner, betonte angesichts des Berichts auch die Gefahr für Zugvögel im Wattenmeer. Dieses sei zwar als Nationalpark geschützt. «Wenn aber in Zukunft große Teile durch den beschleunigten Anstieg des Meeresspiegels verloren gehen würden, verschwinden damit auch Millionen von Wat- und Wasservögeln, die auf das Wattenmeer zur Nahrungssuche angewiesen sind», teilte Rösner am Montag mit.

Um Bedrohungen entgegenzuwirken und Zugvögel zu erhalten, nennen die Autoren des Berichts als zentrale Maßnahmen den Schutz bevorzugter Vogelstandorte und die nachhaltige Bewirtschaftung von Lebensräumen.


Bildnachweis: © Sina Schuldt/dpa
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