2. Mai 2022 / Aus aller Welt

Muslime feiern weltweit Ende des Ramadan

Erst Pandemie, nun hohe Lebensmittelpreise: Auch in diesem Jahr können nicht alle Muslime das Fest des Fastenbrechens ausgelassen feiern. Nicht nur die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs trüben die Feierstimmung.

Ein Konditor arrangiert Baklava in einem Geschäft in Syrien. Muslime auf der ganzen Welt feiern das Fest des Fastenbrechens Eid al-Fitr.
von Cindy Riechau, Anne Pollmann und Arne B

Volle Moscheen, leere Supermarktregale: Auch nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan müssen sich viele Muslime in Verzicht üben.

Wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sind Lebensmittel vielerorts teuer und mitunter knapp geworden. Vor allem ärmere Menschen müssen sich deshalb bei dem am Montag beginnenden Fest des Fastenbrechens einschränken. In den vergangenen beiden Jahren wurden Millionen Muslime weltweit bereits durch die Corona-Auflagen zur Zurückhaltung beim Eid al-Fitr gezwungen. Erstmals seit Beginn der Pandemie waren in diesem Ramadan wieder große Treffen erlaubt. Die Menschen kommen etwa zum Beten und Essen zusammen.

Für Arme fällt das Fest aus

In Tunesiens Hauptstadt feierten und tanzten junge Leute nach dem allabendlichen Fastenbrechen denn auch wieder ausgelassen zu traditioneller Livemusik. In den engen Gassen und auf den hippen Dachterrassen-Cafés von Tunis' Altstadt drängten sich die Massen. Noch im vergangenen Jahr hatte es hier wegen der Pandemie im Ramadan eine Ausgangssperre am Abend gegeben. Vor allem ärmere Tunesier blieben den teuren Altstadt-Cafés aber weiterhin fern.

Tunesien und viele andere arabische Staaten beziehen Weizen und Sonnenblumenöl zu einem Großteil aus der Ukraine und Russland. Aufgrund von Preissteigerungen und Lebensmittelengpässen im Zuge des Ukraine-Kriegs müssen viele Muslime in diesem Jahr bei Geschenken und Festmahlzeiten sparen.

Süßgebäck Baklava wird zum Luxusgut

Auch in der Türkei sind die als Zuckerfest bekannten Feierlichkeiten nach dem Ramadan deutlich teurer geworden. Der Name verrät bereits, was dabei vor allem auf den Tisch kommt: Süßspeisen. Auch wegen gestiegener Zuckerpreise sei in diesem Jahr das beliebte Süßgebäck Baklava für viele zum Luxusgut geworden, berichtete der Sender Halk TV. Schon während des Ramadans standen in Istanbul viele Menschen Schlange vor Zelten, in denen zum abendlichen Fastenbrechen gratis Essen ausgegeben wurde. «Das ist die neue Realität der einfachen Leute - im Gegensatz zum Luxuspalast in Ankara», sagte ein wartender Mann in Anspielung auf den unter Präsident Recep Tayyip Erdogan erbauten pompösen Palast in der türkischen Hauptstadt.

Zum Fest des Fastenbrechens gedenken viele Muslime auch ihrer verstorbenen Verwandten auf dem Friedhof. Im Ramadan, der dieses Jahr Anfang April begann, durften gläubige Muslime zwischen Sonnenaufgang und -untergang nichts essen und trinken. Das Fasten gehört zu den sogenannten fünf Säulen des Islams. Beginn und Ende des Ramadans richten sich nach der Sichtung des Neumonds. In den meisten Ländern feiern Muslime ab Montag Eid. So auch in Deutschland.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wünschte den Muslimen hierzulande ein «gesegnetes Fest des Fastenbrechens». Vielen werde das Herz wegen des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs mitten in Europa aber schwer sein, erklärte Steinmeier in einer Grußbotschaft.

Auch in Afghanistan, wo der Eid bereits am Sonntag begann, haben viele Menschen derzeit wenig Grund zum Feiern. Der Ramadan fand in diesem Jahr erstmals wieder unter der Herrschaft der Taliban statt. Eine schwere Wirtschaftskrise treibt zudem Millionen in Armut und Verzweiflung. In der Hauptstadt Kabul betteln Frauen und Kinder vor Bäckereien. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verübte in den vergangenen Wochen zudem wieder Anschläge im Land.

In Indonesien, wo weltweit die meisten Muslime leben, dürfen die Menschen erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder ausgiebig feiern und in ihre Heimatdörfer reisen. Zum Ende des Ramadan rechnete das südostasiatische Land mit langen Staus. Auch hier sorgen sich aber viele vor steigenden Preisen etwa für Speiseöl und Treibstoff. In Indien trübt neben teuren Lebensmitteln auch eine Welle der Gewalt zwischen radikalen Hindus und Muslimen die Feierlaune.


Bildnachweis: © Ammar Safarjalani/XinHua/dpa
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