15. August 2021 / Aus aller Welt

Plymouth gedenkt Opfern von Bluttat - Kritik an der Polizei

Nach dem gewaltsamen Tod von fünf Menschen durch einen Schützen in der südwestenglischen Stadt wird immer mehr Kritik an der Polizei laut. Hätte eine Überprüfung des Täters die Bluttat verhindert?

Blumen und Plüschtiere vor dem Lidl-Supermarkt in der Wolesley Road nahe des Biddick Drive in der Gegend von Keyham in Plymouth, wo am Abend des 12.08.2021 sechs Menschen, darunter der Tät...
von dpa

Die englische Stadt Plymouth ist auch Tage nach der Bluttat mit sechs Toten im Schock. Am Sonntag gedachten Menschen in zahlreichen Kirchen in der Grafschaft Devon der Getöteten mit Gebeten. Viele Menschen legten Blumen und Stofftiere nahe der Tatorte nieder.

Zu den fünf Opfern der Bluttat am Donnerstag gehörten die Mutter des Täters, ein dreijähriges Mädchen und ihr 43 Jahre alter Vater. Auch ein 59 Jahre alter Mann und eine 66-jährige Frau wurden getötet. Zwei Menschen wurden zudem durch Schusswunden verletzt. Der 22 Jahre alte Täter Jake D. tötete sich schließlich selbst.

Neben Trauer und Fassungslosigkeit wächst aber auch die Kritik an der Polizei. Die hatte dem Täter nur wenige Wochen vor der Tat eine Waffe und einen Waffenschein zurückgegeben, die zuvor wegen einer mutmaßlichen Körperverletzung entzogen worden waren. Die unabhängige Behörde zur Polizeiaufsicht kündigte an, den Vorgang zu prüfen. Auch Premierminister Boris Johnson forderte, es müsse «ordentlich untersucht» werden, wie der Täter legal an eine Waffe kommen konnte.

Der Vorfall löste auch eine Debatte darüber aus, ob die Auftritte von Waffenscheinhaltern in sozialen Medien von der Polizei routinemäßig überprüft werden sollten. Jake D. hatte sich im Internet zu der frauenverachtenden «Incel»-Szene bekannt. Die Abkürzung stammt vom englischen Begriff «involuntary celibate» und bezeichnet vorwiegend Männer, die unfreiwillig enthaltsam leben und Hass auf Frauen sowie auf sexuell aktive Männer entwickeln.

Der ehemalige Chef der Londoner Metropolitan Police, John Stevens, forderte eine gründliche Durchleuchtung der Internet-Aktivitäten von Antragstellern auf Waffenscheine. «Waffen fallen gefährlichen Menschen nicht einfach in den Schoß», sagte er der Zeitung «Sunday Telegraph». Der Chef der Polizei in Devon and Cornwall, Shaun Sawyer, hatte zuvor bestätigt, dass eine solche Überprüfung aus Datenschutzgründen nicht stattgefunden hatte.

Der Angreifer hätte schon im Vorfeld von den Sicherheitsbehörden beobachtet werden sollen, kritisierte der ehemalige Chefankläger für Nordwestengland, Nazir Afzal. «Er war genau die Art von Mensch, auf die Behörden ein Auge haben sollten», sagte Afzal im BBC-Fernsehen am Samstag.

Oppositionschef Keir Starmer von der Labour-Partei brachte eine mögliche Verschärfung der ohnehin bereits restriktiven Waffengesetze ins Spiel. «Ich denke, es gibt weitere Fragen hier, die eine Überprüfung der Gesetze zur Lizensierung von Waffen beinhalten könnten», so Starmer am Samstag zu Journalisten.

Der innenpolitische Sprecher der Liberaldemokraten im britischen Oberhaus, Brian Paddick, warf unterdessen Innenministerin Priti Patel vor, Empfehlungen zur Reform der Eignungsprüfung von Antragstellern auf die lange Bank geschoben zu haben. Demnach wurde schon vor Jahren die routinemäßige Konsultation von Hausärzten hinsichtlich psychischer Auffälligkeiten von Antragstellern gefordert. Aus der konservativen Regierungspartei hieß es hingegen, die Opposition wolle nun politisch Kapital aus dem Vorfall schlagen.


Bildnachweis: © Rod Minchin/PA Wire/dpa
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