20. Juni 2022 / Aus aller Welt

Waldbrände in Brandenburg nach Regen weitgehend gelöscht

Bis auf 200 Meter kam die Feuerwalze an Wohnhäuser heran: Die Waldbrände in Brandenburg waren am Wochenende aus Sicht der Landesregierung extrem gefährlich. Doch dann kam der Regen zu Hilfe.

Das Blaulicht eines Feuerwehrfahrzeugs leuchtet in den frühen Morgenstunden im Waldstück zwischen Treuenbriezen und Beelitz.
von Verena Schmitt-Roschmann und Klaus Peters, dpa

Regen hat schließlich für die entscheidende Wende beim Kampf gegen die Waldbrände in Brandenburg gesorgt: Starke Niederschläge haben die Flammen auf Hunderten Hektar in Waldgebieten bei Beelitz und Treuenbrietzen südwestlich von Berlin am Montag eingedämmt.

«Es besteht jetzt für die Ortschaften wirklich keine Gefahr mehr», sagte die Sprecherin des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Andrea Metzler, am Vormittag.

Mehr als 600 Menschen konnten in drei Ortsteilen von Treuenbrietzen zurück in ihre vorsorglich geräumten Häuser. Das teilten die örtlichen Behörden mit. Auch in Beelitz konnten die Anwohner von drei vorsorglich evakuierten Straßenzügen nach Hause. Doch waren weiter Hunderte Feuerwehrleute im Einsatz. Denn Wind könnte die tiefsitzenden Glutnester in den Wäldern wieder anfachen.

Am Wochenende hatten im brandenburgischen Landkreis Potsdam-Mittelmark zwei große Waldflächen gebrannt, nur rund 20 Kilometer voneinander entfernt. Riesige Rauchschwaden hingen über dem Gebiet. Bei wechselnden Winden breiteten sich die Feuer stark aus. In beiden Waldgebieten brannten jeweils etwa 200 Hektar Wald - jeweils eine Fläche von fast 300 Fußballfeldern. Die Lage sei hochdramatisch gewesen, sagte Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Montag bei einem Besuch im Brandgebiet. Eine Feuerwalze sei erst 200 Meter vor den ersten Wohnhäusern von Beelitz gestoppt worden.

Evakuierungen in drei Dörfern und in Beelitz

In den Treuenbrietzener Orsteilen Frohnsdorf, Klausdorf und Tiefenbrunn waren 620 Menschen von den Evakuierungen betroffen. Nur sieben Anwohner hätten in der Notunterkunft in der Stadthalle übernachtet, die übrigen seien privat untergekommen, sagte der Sprecher des Krisenzentrum, Jan Penkawa. In Beelitz standen nach Angaben von Bürgermeister Bernhard Knuth (parteilos) Unterkünfte in Turnhallen, Pensionen und auf Spargelhöfen bereit. Auch diese mussten kaum genutzt werden.

Glutnester sind noch wochenlang eine Gefahr

Hauptsorge seien nun die Glutnester im Boden, die sich über drei bis vier Wochen halten könnten, da sie bis zu 70 Zentimeter tief seien, sagte die Sprecherin des Landkreises. Bei Hitze und Wind könnten die Feuer rasch wieder aufflammen.

Löscheinsätze der Bundeswehr und der Bundespolizei

Innenminister Stübgen lobte die rasche Hilfe der Bundeswehr am Wochenende mit fünf Löschhubschraubern: «Wir sind der Bundeswehr sehr dankbar, dass sie so schnell reagiert hat», sagte Stübgen. Auch die Bundespolizei flog knapp 80 Einsätze mit Hubschraubern und Lösch-Behältern, so genannten Bambi Buckets. Ein Bergepanzer der Bundeswehr unterstützte das Schlagen von Brandschneisen.

Munition im Waldboden erschwert Löscharbeiten

Das Löschen im Brandgebiet um Treuenbrietzen war besonders schwierig, weil im Boden Kampfmittel aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs liegen. Dies seien Hinterlassenschaften aus dem damaligen Kampf um Berlin, sagte ein Ministeriumssprecher. Die Feuerwehrleute kamen daher nicht direkt an den Brand heran.

Deshalb musste aus der Luft gelöscht werden. Nach Angaben des Innenministeriums wurden allein im vergangenen Jahr in Brandenburg fast 330 Tonnen Kampfmittel gefunden und vernichtet. Auf Flächen mit erhöhter Waldbrandgefährdung und im besonders belasteten Oranienburg wurden seit dem vergangenen Jahr Flächen von insgesamt 75 Hektar untersucht und etwa 35 Tonnen Kampfmittel geborgen.

Ministerpräsident Woidke fordert Hilfe vom Bund

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) rief den Bund zu Hilfe bei militärischen Altlasten auf. «Unser Hauptproblem war die militärische Belastung der Flächen, auf denen diese Brände ausgebrochen sind», sagte Woidke. Feuerwehrleute hätten sie teilweise nicht betreten können. «Wir haben irgendwo zwischen 150 und 200 Hektar rund um Berlin Wälder, die militärisch hoch belastet sind», sagte Woidke. Er sprach von «Brandbomben» für Waldbrände. «Es ist Munition aus 150 Jahren deutscher Geschichte, die da zu finden ist.»

Auch 2018 gab es bereits Evakuierungen in Treuenbrietzen

Viele Menschen in Treuenbrietzen hatten ihre Häuser nun schon zum zweiten Mal verlassen müssen - nach einem ebenfalls großen Waldbrand auf 400 Hektar im Jahr 2018. Dazu zählte auch Anita Laatz, eine Anwohnerin von Frohnsdorf. Sie sagte bei ihrer Rückkehr am Montag, man wisse bei einer solchen Evakuierung nicht, wie es aussehe, wenn man zurückkomme: «Man hat nachts nicht geschlafen, man ist einfach unruhig.» Mit Blick auf ihren Koffer sagte sie: «Jetzt pack ich ihn wieder aus, oder lass ich ihn? Es soll ja wieder warm werden.»

Ein anderer Anwohner kam mit seinem Wohnwagen zurück zu seinem Haus. In dem Wohnwagen habe er übernachten und dann bei einem Freund duschen und frühstücken können, berichtete er gelassen. «So hat das gut funktioniert.»


Bildnachweis: © Annette Riedl/dpa
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