12. August 2021 / Aus aller Welt

Blutiger Bandenkrieg in Marseille fordert weiteres Opfer

Wieder sammeln Fahnder in Marseille Patronenhülsen auf und ermitteln in einer Abrechnung. Der Krieg von Drogenbanden in der Hafenstadt hat binnen zwei Monaten sein zehntes Opfer gefordert.

von Michael Evers, dpa

Blutiger Sommer in Marseille: Der Krieg zwischen Drogenbanden in der französischen Hafenstadt hat in der Nacht zum Donnerstag sein zehntes Todesopfer binnen zwei Monaten gefordert.

Ein Mann sei auf offener Straße mit gezielten Schüssen niedergestreckt, ein Begleiter lebensgefährlich verletzt worden, berichtete die örtliche Zeitung «La Provence». Von den Tätern gebe es noch keine Spur.

Die Kriminalpolizei rechnet die Tat einer Serie von Abrechnungen zu, die sich seit dem Juli häuften. Erst am Montag waren 51 neue Polizisten in die zweitgrößte französische Stadt beordert worden, wie die Präfektur mitteilte.

Gebietsansprüche und Abrechnungen

Bei dem Bandenkrieg gehe es um Gebietsansprüche von Drogenbanden sowie gegenseitige Abrechnungen, berichtete die Zeitung «Le Monde». Kontrahenten im aktuellen Konflikt seien die Banden «la Paternelle» und «Bassens», die um das Drogengeschäft mit jährlichen Millioneneinnahmen buhlten, schilderten Ermittler. 156 Orte, an denen in der Stadt mit Drogen gedealt wird, soll es geben.

Die Opfer seien meist junge Männer, regelmäßig träfen verirrte Schüsse aber auch Unbeteiligte. So starb Anfang Juli eine 17-Jährige auf der Rückbank eines Autos nach drei Schüssen in den Kopf, der Kugelhagel galt aber wohl dem Beifahrer, der an der Schulter verletzt wurde.

In der seit vielen Jahren von blutigen Drogenkonflikten belasteten Stadt habe die Polizei nun zwei Einheiten der Bereitschaftspolizei CRS dauerhaft stationiert, um die Banden zu destabilisieren, schrieb «Le Monde». Wie Polizeipräsidentin Frédérique Camilleri der Zeitung sagte, gehen die Bandenkriege auch mit Entführungen, Folter und Erpressungsfällen einher.

Soziale Brennpunkte

Die Drogenkriminalität balle sich in den ärmsten Vierteln und Hochhaussiedlungen der Stadt, wo sich bereits soziale und wirtschaftliche Probleme häuften. Von «vergessenen Vierteln», in denen ganze Familien vom Drogengeschäft lebten und die Dealer das Gesetz bestimmten, sprach ein Abgeordneter.

Rekordverdächtig, was die Abrechnungen in Marseille angeht, ist das laufende Jahr nach Zahlen von «Le Monde» nicht. 2016 gab es demnach 29 Tote, 2017 dann 14, 23 im Jahr 2018 und 28 im vergangenen Jahr, fast immer waren Drogengeschäfte der Auslöser. Die Zeitung «Le Point» berichtete kürzlich unter Verweis auf Polizeikreise, die sozialen Medien seien ein neuer, treibender Faktor für die Abrechnungen. Gegner würden bloßgestellt und zum Ziel erklärt und mit Snapchat-Bildern der Toten werde zur Rache aufgerufen.

Und während die Fahnder in Marseille nach den Tätern der jüngsten Attacke suchen, kommt in der nächsten Woche ein mit großen Plakaten beworbener Film in die französischen Kinos, der die Bandenkriege und die Polizeiarbeit in der Hafenstadt zum Thema hat. «Bac Nord» greift das Geschehen um die gleichnamige Drogeneinheit der Polizei auf, die 2012 von Erfolgsdruck getrieben bei den Ermittlungsmethoden zu weit ging und selber in den Fokus der Justiz geriet.


Bildnachweis: © picture alliance / dpa
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